02.07.2014

Donauradweg - Etappe #6

Ich liege ab 04:00 Uhr wach. Ständig träume ich von der Vergangenheit und denke über eine mögliche Zukunft nach. Das führt zwangsläufig dazu, dass ich schlecht schlafe und mich von einer Seite auf die andere drehe. Ich lese ca. 1h und falle dann in einen unruhigen Schlaf.

Mein Nachbar baut bereits gegen 06:00 Uhr das Zelt ab und ist wieder unterwegs, das ist mir allerdings viel zu früh und ich mache mich erst gegen 08:30 Uhr auf den Weg.



Leider finde ich in Bad Gögging nur einen kleine, total überlaufenen Bäcker, so dass ich mich für ein Weiterfahren entscheide, der Erdnussriegel muss ersteinmal reichen.

Nach Kehlheim geht es durch Wald und Wiese, vorbei an Spargelfeldern mit Gastarbeitern unterschiedlicher Coleur. Als ich an einer Kreuzung warte kommt mir ein Bus mit Gastarbeitern entgegen und ich muss unwillkürlich an einen Kriegsgefangenentransport denken. Ausgemergelte Gesichter, ohne Empathie aus dem Bus blickend, vollkommen ohne Freude. Das stimmt mich nachdenklich und ich denke auf der Fahrt zum Kloster Weltenburg über die Menschen in dem Bus nach.


Der Reiseführer empfiehlt das Umfahren der Steigungen im Hinterland per Schiff durch den Donaudurchbruch.


Ich buche mir eine Karte und reihe mich ein in die Menschenmassen auf dem Weg in Richtung Regensburg. Dort findest in diesem Jahr der Katholikentag statt. Klugerweise stelle ich mich ganz hinten an und lehne die freundlichen Angebote mit doch weiter nach vorne zu stellen dankend ab. So bin ich wenigstens wieder schnell vom Schiff und kann meine Reise noch vor den riesigen Gruppen fortsetzen.

Die gesamte Fahrt wird das Schiff von einem virtuellen Reiseleiter beschallt und so erfahre ich auf deutsch und auf englisch Details aus der der Geschichte des Donaudurchbruches. Spannender ist allerdings, dass den Englisch sprechenden Gästen etwas anderes erzählt wird als den Deutsch sprechenden Passagieren. Woher das kommt? Keine Ahnung...


In Kehlheim mache ich einen großen Fehler. Ich fahre am Netto vorbei, immer mit der Hoffnung etwas besseres zu finden. Die Erfahrung hätte mir zeigen sollen, dass das schwierig wird. Ich fahre also ohne Frühstück weiter und genieße die Fahrt an der Donau. Bis Bad Abbach rolle ich so dahin und nach kurzer Zeit bin ich bereits im Ort angekommen.


Ich versuche einen Supermarkt zu finden und meide die mit Touristen gespickten Cafés am Wegesrand. Die erste Anlaufstelle, eine Doktorandin, ist eine Fehlgriff und erst die zweite Anlaufstelle, eine Mutter mit zwei Kindern, kann mir den Weg zum Supermarkt beschreiben. Ich quäle mich den Berg hoch und freue mich auf das Frühstück.


Nach dem Frühstück - oder war es bereits ein Mittagessen - geht es weiter in Richtung Regensburg.


Ich hänge mich an ein gemütlich dahin rollendes Paar und 'leihe' mir den Windschatten für kurze Zeit. Als ich dann die Geschwindigkeit erhöhe und vorbeiziehe bleiben die beiden konsequent im Windschatten und wir fliegen mit einem Schnitt von knapp 26km/h über den Radweg - allerdings leiste ich die ganze Zeit Führungsarbeit und das macht sich bemerkbar.

In Regensburg schenke ich mir den Stadtbummel, viel zu viele Menschen, alle in freudiger Erwartung auf den Katholikentag - nichts für mich. Ich setze mich wieder auf das Rad und schaue mir kritisch die dichter werdenden Wolken an.


Ein absolutes Muss nach Regensburg ist die Walhalla, heimlich hoffe ich, dass Odin mich direkt an seine Tafel aufnimmt. Ich erstürme den Berge mit satten 5km/h und komme fluchend und schwitzend oben an, anders als die Touristen im klimatisierten Bus. Während ich die das Fahrrad unten stehen lasse und die Treppe hochsteige macht sich das folgende Lied im Kopf breit:


Beschwingt springe ich die Treppen nach oben und stehe schon bald vor dem imposanten Gebäude.


Der Blick ist herrlich und ich genieße das Gefühl ein Gebäude mit so imposanter Geschichte zu betreten.



Das Betreten des Gebäudes spare ich mir, ich habe kein Geld mit nach oben genommen und ein Rundgang durch die Hallen wäre mir auch keine 7€ wert. Gratis kommt man also nicht an Odins Tafel und da ich keine Lust habe den Heldentod zu sterben mache ich mich wieder auf den Rückweg.


Runter geht es deutlich schneller und so bin ich schon bald wieder auf dem Radweg entlang der Donau. Es geht immer weiter in Richtung der dunklen Wolken, bis jetzt ist noch alles glimpflich abgelaufen.





Und fast hätte ich es auch bis zum Etappenende geschafft. Leider aber öffnet der Himmel 10km vor Ende der Etappe seine Schleusen und ich werde klatschnasse. Unterstellen nutzt nichts, es hört nicht auf zu regnen. Leider stellt sich heraus, dass nur die Hose wirklich dicht ist, das Wasser drückt durch die Regenjacke und ich kann es aus den Ärmeln becherweise rausschütten. Durch die Überschuhe drückt ebenfalls Wasser und das bedeutet leider, dass die Schuhe auch komplett durch sind.

Auf dem Platz in Straubing halte ich an, suche mir einen Stellplatz auf der Zeltwiese - oder dem Sumpf, der mal eine Zeltwiese war -, gehe duschen und verkrieche mich im Zelt.


#selfie

Erdnussriegel #frühstück

Leberkässemmel, Müllermilch, Spezi #mittagessen

CousCous, Snickers #abendessen

"You only hit the road, when you're missing home..." #zitat

535km #gesamtkilometer

116km #tageskilometer

33:53 hh:mm #zeit_in_bewegung

15.8 km/h #durchschnitt

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