29.02.2016

#8 | Bohusleden, Dalsland, Värmland - Schweden mit Umwegen

Wir werden von leisen Tropfen auf das Zelt geweckt und müssen feststellen, dass es ja auch Regen in Schweden zu geben scheint. Nur fair, denn wir hatten bereits ausreichend Tage mit herrlichem Wetter. Wir bleiben etwas länger liegen und warten bis der erste Regen verstreicht, so dass wir in Ruhe frühstücken können und nicht im Zelt essen müssen.


Von Skifors geht es auf den nächsten großen See, den Västra Silen. Der See ist sicherlich einer der größten im Seen-System des Dalslandkanal. 


Geplant haben wir, dass wir heute bis Gustavsfors fahren und dort einige der Vorräte aufstocken und ergänzen.

Kartenmaterial: OpenStreetMap

Das Befahren der großen Seen ist zum einen langweilig - aufgrund wenig Abwechslung - und zum anderen sehr imposant durch den teilweise kräftigen Wind.



Die Wellen sind heute sehr, sehr hoch und wir müssen konzentriert paddeln. Die Einfahrt in den See wird uns durch massig Wind schmackhaft gemacht und wir sind froh, dass wir diesen im Rücken haben und nicht gegen den Wind paddeln müssen.

Wir passieren Krakviken, eine weitere Verleihstation unseres Verleihers, sowie eine Fischfarm mitten im See. Da ich keine Angelausrüstung im Boot habe sehe ich die vielen Möglichkeiten immer mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Hier wäre sicherlich im Bezug auf den Fischfang einiges möglich gewesen - unzählige Berichte bestätigen mir dieses. Wir kämpfen uns mit den Wellen an den kleinen Inseln vorbei und sind froh als wir mal wieder im Windschatten einer Bucht angelangt sind.


Schon bald haben wir den Kanal zur Einfahrt nach Gustavsfors erreicht und paddeln wieder im ruhigen Fahrwasser.


Am Ende des Kanals ist Umtragen angesagt, die Schleuse ist natürlich auch hier außer Betrieb. Wir wollen nur ungerne über die Brücke und den gesamten Ort umtragen und entscheiden uns für den etwas schwierigeren Weg und nutzen das Gelände von Alcatraz. Glücklicherweise ist es hier nicht so schwer auf und wieder vom Gelände zu kommen. Das Umtragen ist recht schnell erledigt und wir genießen die verdiente Pause im Hafen und nutzen die Zeit für eine kleinen Einkauf im örtlichen Supermarkt.




Zur Mittagspause gibt es ein schwedisches Original - Kalles. Im wesentlichen eine Paste aus geräuchertem Fischrogen (Dorsch) zusammen mit ein paar anderen Zutaten. Hätte ich allerdings gewusst, dass es eine deutsche Bäckerei vor Ort gibt, dann wären wir sicherlich auch auf einen Abstecher dort gewesen.



Wir fahren anschließend frisch gestärkt weiter und entdecken das Playmate (aufgrund der vielen Fotos die von der holden Dame bereits gemacht worden sind) des Nordens - eine Holzstatue, geschnitzt und bemalt auf einem Felsen.


Örtliche Kunst, sehr schick. Wir fahren aus dem windgeschützen Bereich heraus und kriegen direkt die volle Breitseite des Wetters ab. Der Wind hat in der Zwischenzeit noch einmal aufgefrischt und erwischt uns unvorbereitet, so dass wir zuerst orientierungslos durch die Gegend treiben.

Nicht weit hinter der Ausfahrt aus dem Hafen legen wir an - neben der trockenen Hütte, diese hatten wir nicht gesehen, lag zu versteckt. Wir lassen den Abend bei einem kleinen Feuer im Kocher und mit einem Buch im Schlafsack ausklingen.

 



22.02.2016

#7 | Bohusleden, Dalsland, Värmland - Schweden mit Umwegen

Das leise Plätschern der Wellen noch im Ohr geht es nicht ganz so spät aus dem Zelt. Heute stehen nahezu hindernisfreie - eine Umtragung - Wasserkilometer auf dem Plan.

Kartenmaterial: OpenStreetMap
Es gibt das üblich Frühstück, ergänzt durch ein paar Vorräte aus den Tonnen. Frisches Obst ist eine Wohltat und schmeckt draußen in der Regel noch deutlich besser.


Dazu kommt noch ein wenig Trockenfleisch und der morgendliche Brei ist nicht mehr ganz so öde.

Nach einem Bad im See geht es in die Kanus und raus aus der windgeschützten Bucht. Wir hatten gestern bereits sehen können, dass an der Insel eine richtige Windkante entlangläuft und die Wellen bereits Schaumkronen tragen. Am Zipfel er Insel frischt der Wind richtig auf und wir sind für einen Augenblick Spielball der Wellen - fast werden wir auf das Ufer gedrückt. Die Wellen sind ca. 75cm hoch und kommen von schräg hinten. Wir legen uns kräftig ins Ruder damit wir nicht abtreiben oder kentern. Ca. 1.5 Stunden kämpfen wir gegen Wind und Wellen bevor wir wieder in ruhigen Gefilden sind und den Laxjön hinter uns lassen können.

Die Umtragung in Skapafors kann nicht umfahren werden. Wir müssen raus aus dem Wasser und den Sprung von fast 30 Höhenmetern mit dem Boot absolvieren. Es geht steil bergauf, sehr steil...



Auf dem Weg sehen wir die erste - zumindest in diesem Gebiet, vorher hatten wir bereits einige gesehen - Kreuzotter auf dem Schotter. Als wir mit dem Boot näher kommen versteckt sich die Schlagen unter einem der Betonsockel und ist aus unserem Sichtfeld verschwunden. Nur mit Barfußschuhen oder Trekkingsandalen bekleidet möchte ich den Tierchen eigentlich nicht begegnen. Die Portage ist aufgrund eines Kraftwerkes notwendig. Der imposante Abflusskanal ist sicherlich 10 - 20m tief und gute 50m breit. Kaum vorzustellen was da an Wasser durchlaufen könnte.

Wir setzen das Kanu oberhalb des Auslaufes wieder ein und fahren unter einer tiefen Brücke hindurch zu einem kleinen Restaurant in der Nähe einer Schnellstraße.


Kein kulinarisches Highlight, aber trotzdem warm und lecker. Zumindest bringt das ein wenig Kraft für die weiteren Kilometer auf dem Svärdlang - auf diesem sind wir mittlerweile angekommen.



Der See ist langgezogen und relativ schmal. Kleine Häuser säumen die Ufer und an manchen Stellen ist bereits deutlich gekennzeichnet, dass Camping hier nicht überall geduldet wird. Das ist allerdings auch kein Problem, da ausreichend Zelt- und Lagerplätze vorhanden sind. Diese werden durch eine spezielle Organisation in Ordnung gehalten und mit Feuerholz versorgt. Sehr komfortabel, allerdings kostenpflichtig.

Die Kilometer verfliegen in diesem abwechslungsreichen Gebiet und schon bald sind wir an unserem Ziel für heute angekommen. Wir treffen auf eine Zeltwiese mit ausreichend Feuerholz, einem WC-Häuschen und einem tollen Blick auf den See.


Gegen den kühlen Wind und für das Wohlbefinden entfachen wir ein Feuer und setzen uns gemütlich auf die bereits installierten Baumstämme.

Für einen solchen Augenblick habe ich einen ganz besonderen Müsliriegel eingepackt und genieße diesen jetzt mit Blick auf den See - danke Kathi.


Wir lassen den Abend am Lagerfeuer ausklingen.



15.02.2016

#6 | Bohusleden, Dalsland, Värmland - Schweden mit Umwegen

Nach dem gestrigen "Bergfest" - dem Wechsel zwischen Land und Wasser geht es heute morgen ganz entspannt zum Coop in die Innenstadt von Bengtsfors. Das Frühstück kann ja jetzt deutlich entspannter ausfallen.


Wir haben die Nacht auf dem Gelände unseres Kanuverleihers verbracht, untergekommen sind wir bei Silver Lake, einem anscheinend gar nicht so kleinen Verleiher in dieser Region. Mit dem direkt angrenzenden Hotel und einer wirklichen großen Unterkunft für Jugendgruppen der ideale Startpunkt. Wir dürfen sogar die Duschen kostenfrei mitbenutzen - es ist eh niemand in den Unterkünften da auch hier bereits das Ende der Saison naht.


Wir packen unsere Sachen zusammen, geben die Rucksäcke beim Vermieter ab und lassen auch unsere Wanderschuhe (ein grober Fehler, wie sich herausstellen soll) in seinen Unterkünften. Viele wasserdichte Tonnen brauchen wir nicht, hat ja auch vorher alles in die Rucksäcke gepasst.


Wir bekommen noch eine Karte in die Hand gedrückt und werden ohne Tourenvorschlag und ohne weitere Einweisung auf das Wasser geschickt. Für Tonnen, Schwimmwesten, Kanu mit Paddel und den Bootswagen zahlen wir insgesamt ~110€ für insgesamt 14 Tage. Ebenfalls ein Vorteil, wenn man neben der Saison unterwegs ist. Gegen 11:30 Uhr sind wir auf dem Wasser und paddeln die ersten Meter auf dem Bengtsbrohöljen. Insgesamt fühlen wir uns wieder richtig wohl, wenngleich das Knie weiterhin mit jedem Schritt schmerzt.


Bereits nach kurzer Zeit - am Ende des Sees - erreichen wir die erste Stelle zur Portage des Bootes und erkennen, dass der Kanadier (auch wenn er aus Alu ist) verflixt schwer ist. Wir fahren unter der schwenkbaren Zugbrücke durch und fangen an das Boot zu portieren.




Hier sehen wir dann den ersten vermeintlichen Nachteil der Nebensaison, die Schleusen sind geschlossen. Allerdings muss man sagen, dass wir bei den Preisen doch recht dankbar sind, dass wir umtragen müssen - 5€ für eine Schleusendurchfahrt in der Hauptsaison sind kein Pappenstiel.

Wir wechseln auf einen kleineren See und fahren nur wenige Minuten bis wir wieder umtragen müssen.


Eine schweißtreibende Angelegenheit bei schönem Wetter und eine zusätzliche Belastung für das Knie. Insgesamt fünf Portagen sind zu bewältigen bis wir schlussendlich auf dem Laxjön angekommen sind und auf unseren Zeltplatz zufahren.


Die Abendsonne zaubert ein herrliches Licht und wir sitzen windgeschützt auf der windabgewandten Seite der Landzunge, auf der anderen Seite klatschen die Wellen mit brachialer Gewalt auf das Land. Wir genießen die Aussicht, zünden ein kleines, gesichertes Feuer an und schauen tiefenentspannt über den See.



Der Urlaub kann "neu" beginnen, die Maskottchen schauen gelassen auf das Wasser.


Die gepaddelte Strecke findet sich - nicht als Aufzeichnung der realen Daten - auch auf gpsies.de wieder.

http://www.gpsies.com/map.do?fileId=ljhgpgoohsodpmvp
Kartenmaterial: OpenStreetMap

08.02.2016

#5 | Bohusleden, Dalsland, Värmland - Schweden mit Umwegen

Die Nacht war der Horror. Ich konnte vor Schmerzen kaum schlafen und lag die halbe Nacht mit doppelt so dickem Knie im Schlafsack. Die Entzündung, die ich mir auf der Fahrt von Wolfsburg nach Osnabrück (streng genommen nur bis nach Minden) eingezogen hatte ist wieder da und das Knie kann ich weder strecken noch beugen, geschweige denn belasten.



Wir bleiben auf dem Campingplatz, weiter geht es heute nicht mehr. Wir nutzen die Zeit, gehen schwimmen und planen gegen Abend die Heimreise - ich hänge meinen Gedanken nach.

Der Plan ist, dass wir nach Hause fahren und im Anschluss für knapp 2 Wochen nach Fehmarn fahren werden. Abschalten, das Bein schonen und wieder runterkommen.


Am nächsten Morgen geht es in Richtung Bushaltestelle knapp 5km, glücklicherweise flach, mit kaputtem Knie und einen zu diesem Zeitpunkt einfach nur noch lästigen Rucksack. Auf dem Weg zur Bushaltestelle unterhalten wir uns wenig - ich denke ich war kaum auszuhalten - und jeder grübelt über seine Gedanken nach. Im Laufe des Weges wird allerdings immer klarer, dass wir eigentlich gar nicht aus Schweden raus wollen und so überlegen wir nach einem Denkanstoß der holden Dame, ob es nicht möglich wäre, dass wir mit dem Kanu fahren.

Für mich keine schlechte Option, ich kann hinten sitzen und das Bein lang lassen. Proviant und Ausrüstung ist bereits dabei - ebenfalls kein Problem. Nur wie kommen wir an ein Kanu?



Wir entscheiden uns dazu, dass wir nach Munkedal fahren und von dort aus recherchieren wo wir uns ein Kanu leihen können. Wir haben alle elektronischen Helferlein zu Hause gelassen und sind damit von einer öffentlichen Infrastruktur - wie beispielsweise einer Bibliothek oder einem Internetcafé - abhängig. Wir diskutieren den Plan und setzen uns zuerst einmal in den Bus nach Munkedal.


Auf der Fahrt nach Munkedal nimmt der Plan immer weiter Form an und wir beschließen nach kurzem Einkauf direkt weiter nach Uddevalla zu fahren - Munkedal ist für eine Recherche einfach zu klein, es findet sich ein Coop, ein Ika und eine Apotheke und das war es bereits.

Uddevalla ist bereits deutlich größer, allerdings ist auch hier öffentliches Internet oder besser gesagt eine Möglichkeit der Recherche nur schwer zu finden. Wir landen schlussendlich im Hotell Sköna Rum wo uns eine nette Dame an der Rezeption erlaubt, dass wir das hotel-eigene IPad nutzen zur Recherche dürfen und zusätzlich auch den Bootsverleiher in Bengtsfors anrufen können. Darüber hinaus wird uns noch eine Verbindung für die Fahrt nach Bengtsfors herausgesucht und erklärt, wie wir zum Busbahnhof kommen. Sehr, sehr freundlich - danke vielmals.

Es geht also aufs Wasser - eine erfreuliche Wendung.

Wir sitzen kurze Zeit müde, aber happy im Bus auf dem Weg nach Bengtsfors und freuen uns bereits jetzt auf die bevorstehenden Tage. Das Wasser ruft, wir genießen vorher aber noch ein wenig Junk-Food und fallen schlussendlich (wieder) etwas entspannter ins Zelt.


01.02.2016

#4 | Bohusleden, Dalsland, Värmland - Schweden mit Umwegen

Der Start in den Tag gestaltet sich nach der gestrigen Etappe deutlich mühsamer als gedacht - wir kommen erst gegen 11:40 Uhr los und sind damit wesentlich später als in den vergangenen Tagen. Die für heute geplante Etappe ist allerdings auch nicht so lang, wie die gestrige. Insgesamt waren es dann doch knapp 20km über sehr, sehr hügliges Gelände - insgesamt mehr als 600 Höhenmeter stecken in den Beinen. Also genießen wir zuerst das Frühstück in der Sonne.




Das Essen aus der "Blauen Band" - Kollektion ist lecker und schnell gemacht. Warmes Essen nach einer frischen Nacht und das ganze in scheinender Sonne - ein Traum.

Das mit uns campierende Pärchen ist knapp 2h vor uns gestartet und sicherlich schon deutlich weiter. Die Beiden wollten bis weit hinter Vassbotten, unser Ziel wird der Campingplatz in Vassbotten werden. Entspannte Etappe, auch vor dem Hintergrund, dass sich das rechte Knie bereits ein wenig meldet - ein schlechtes Zeichen?


Auch dieses Etappe gestaltet sich deutlich hügliger als es das Höhenprofil via OSM (OpenStreetMap) vorher gezeigt hatte. Wir laufen allerdings bei bestem Sonnenschein durch das teilweise recht unwegsame Gelände. Der erste Teil der Strecke ist eine sumpfige Graslandschaft mit steinigen Abschnitten. Der sumpfige Teil ist flach, der steinige Teil ist durch steile Anstiege und Treppenabsätze gekennzeichnet - ein ständiges Auf und Ab über große Brocken.



Die Rucksäcke sind sehr gut tragbar, machen sich im Laufe der Etappe aber immer mehr bemerkbar. Das Gewicht zollt seinen Tribut. In den Pausen (ca. eine Pause pro Stunde) nehmen wir diese ab und entspannen in der Natur. Mittlerweile bin ich - dank Bear Grylls - klüger und weiß, dass man die Rucksäcke nicht abnehmen sollte.



Der zweite Teil der Etappe - der direkte Weg nach Vassbotten - geht direkt über Schotter und Asphalt in der knalligen Sonne. Damit ist es sehr, sehr warm und vor allem gibt es keinerlei Schatten mehr.


Das Einchecken auf dem Campingplatz gestaltet sich etwas schwieriger. Die Rezeption ist nicht besetzt - wir sind ja auch off-season unterwegs - und auf dem Campingplatz ist auch nahezu niemand anwesend der Englisch / Deutsch / Französisch spricht. Mit Händen und Füßen finden wir bei einem Norweger heraus, dass die Besitzerin (wir verweilen auf dem Bullarebygdenscamping) wohl am späten Nachmittag reinschneien möchte. Wir bauen erstmal das Zelt auf und nehmen ein Bad im See.


An diesem Tag taucht auf dem Platz niemand mehr auf, also kriechen wir in die Schlafsäcke und schlafen entspannt ein.