... wieder flattern durch die Lüfte. Süße, wohlbekannte Düfte streifen ahnungsvoll das Land. Veilchen träumen schon, wollen balde kommen. Horch, von fern ein leiser Harfenton! Frühling, ja du bist's! Dich hab ich vernommen!
Wie oft musste ich das Gedicht von Mörike im Unterricht rezitieren. Gefühlt tausend Mal und aus genau diesem Grund ist es mir im Gedächtnis geblieben und ich musste an diesem Wochenende mal wieder daran denken.
Der erste Mai naht mit großen Schritte und das Wetter ist mittlerweile stabiler geworden, so dass das Training deutlich mehr Spaß macht. Nach einem sehr, sehr sonnigen Freitag war zwar für den Samstag eine deutliche Abkühlung angekündigt worden, aber schlussendlich war mit Aufstehen bereits blauer Himmel zu sehen. Also nichts wie raus, die Sachen gepackt und auf das Rad gesetzt.
Die Tour war bereits geplant, es sollte über Minden nach Hannover gehen. Den ersten Teil noch allein, den zweiten Teil mit der Begleitung für den Mai. Ein erweiterte Ausrüstungstest also.
Der Screenshot aus QLandkarteGT zeigt bereits die real gefahrene Strecke. Die nackten Zahlen sind deutlich weniger interessant. Am ersten Tag 89km, am zweiten Tag 88km, die Durchschnittsgeschwindigkeiten bei reiseradüblichen 17-19kmh.
Auf dem ersten Teil der Strecke hat sogar das Wetter passend mitgespielt und für eine tolle Kulisse gesorgt.
Es ging über weitere Landschaften und neben kleinen Flüssen vorbei.
Der Kanal war immer in Sichtweite (naja, fast immer).
Die Schlösser am Wegesrand waren glücklicherweise noch sehr unberührt und so war ich meist (neben den anderen Rindviechern) der einzige, der sich dort rumgetrieben hat.
Gegen Nachmittag wurde dann der Himmel merklich dunkler und das Wetter schlug langsam, aber sich um. Heftige Schauer prasselten auf die Straßen, glücklicherweise konnte ich mich allerdings jederzeit passend unterstellen und auch der heftige Wind konnte mich nicht aus der Bahn werfen.
So kam ich also trocken und relativ entspannt in Hahlen, kurz vor Minden, an und habe den Campingplatz gesucht. Das Gelände selbst ist kein wirkliches Highlight. Die Wohnwagen sind teilweise sehr abgewrackt und die Pflege der Gebäude und sanitären Einrichtungen ist gerade noch akzeptabel. Der Platzwart war nicht leicht zu finden, konnte mir dann aber doch noch einen netten Platz für insgesamt 6,50€ zur Verfügung stellen.
So dicht am Kanal habe ich sonst nur beim Fischen übernachtet. Das Zelt stand schnell, die Zeit in der Dusche war fast genauso schnell vorbei (1€ pro Duschmarke mit 6 Minuten Laufzeit) und ich hatte bereits ordentlich Hunger. Leider hat es - passend zum Abendessen - angefangen zu schütten und zu stürmen. Windstärke 7-8 auf offener Fläche ist gar nicht sooooo wenig. Die Zeltplane hat ordentlich geflattert.
Glücklicherweise hat sich das Wetter über Nacht wieder beruhigt und ich konnte bestens schlafen.
Der kommende Morgen hat mich mit Sonnenschein und ungläubigen Blicken der Passanten wach werden lassen. Das ist wahrscheinlich das Los, wenn man direkt am Weg sein Lager aufschlägt, der Campingplatz ist frei zugänglich.
Die Reisebegleitung wurde in Minden eingesammelt und es ging direkt los. Geplant war eigentlich ein Frühstück in Minden, aber irgendwie wollte sich der Bäcker nicht zeigen - selbst 50km später hatten wir noch keinen Bäcker gefunden. So war die Aussage der freundlichen Einheimischen richtig: "Bäcker? Sonntags? Das wird schwierig! Ich hol mir immer Knack & Back!"
So ging es also nur mit ein paar Müsli- und Schokoriegeln bewaffnet auf in Richtung Steinhuder Meer. Mal durch Wald...
... und dann wieder durch die Wiesen rund um die Region Hannover.
Das Steinhuder Meer erwies sich allerdings als wahrer Touristenmagnet mit den entsprechenden Preisen. Ein leckeres Weißbier mit Zitrone hat mich doch wirklich 3€ pro Flasche (0,33l) gekostet. Kein Schnäppchen, aber bei der Bratwurst für 3€ fast zu erwarten. Touristenfalle halt - schön war es aber trotzdem.
Die weitere Strecke in Richtung Hannover war durch die netten Unterhaltungen und die vielen interessanten Beobachtungen am Wegesrand schnell hinter uns gebracht, so dass wir schnell direkt in Hannover angekommen waren und ich mit dem Zug wieder zurück nach Osnabrück gefahren bin.