25.01.2016

#3 | Bohusleden, Dalsland, Värmland - Schweden mit Umwegen

Die erste wirkliche Nacht in Schweden war bis auf die Mäuse sehr ereignislos - keine Wildschweine, Wölfe oder Bären. Alles gaaaaanz entspannt, so dass wir den Tag langsam starten. Wir genießen die Morgensonne, kochen unser Frühstück und hängen vor der Hütte rum. Urlaub eben.


Der gestrige Tag war auch nicht weiter anstrengend, die Füße sind noch komplett in Ordnung, der Rücken macht auch noch keine Probleme, alles in Ordnung. Der entspannte Start in den Tag wird für das Sortieren der Lebensmittel genutzt. Alles in fein säuberlich in einzelne Beutel verpackt und entsprechend der Farbe sortiert. Insgesamt ein ganz schöner Batzen im Rucksack - das Toilettenpapier war allerdings schon da, das mussten wir nicht mehr schleppen.


Während wir zusammenpacken trifft eine Pfadfindergruppe aus Augsburg ein und wir unterhalten uns noch ein wenig mit den Jungs und Mädels die den Weg in der "richtigen" Richtung bestreiten. Wir bekommen noch eine Warnung vor einem Hof- und Hütehund und verabschieden uns anschließend.


Entgegen meiner Erwartungen ist die Strecke doch deutlich hügliger als ich dachte und ich mache mir bereits jetzt schon Sorgen ob und wie lange das Knie bei mir mithalten kann. Meine Befürchtung ist, dass ich da Probleme bekommen könnte - bis jetzt ist alles Gut, aber mein Bauchgefühl bleibt vorhanden. Das Gewicht der Rucksäcke bekommen wir bereits jetzt zu spüren und ich merke deutlich, dass die Planung nicht optimal ist.


Die Landschaft selbst ist ein Traum, dichter Wald, durchsetzt mit Steinen, Blöcken und Felstreppen. Herrlich und genau das was wir uns erhofft hatten.




Nach 5-6km machen wir die erste Pause und setzen uns in die Sonne. Die Rücken sind bereits klatschnass, kalt ist uns allerdings nicht wirklich.



Wir wandern weiter, die Strecke ist abwechslungsreich und führt zwischendurch auch über Straßen und Feldwege.



Wir passieren einen kleinen, sehr engen Bereich und sehen deutliche Spuren von Wildschweinen. Die Suhle ist gut zu erkennen und auch die Bäume rings um die Suhle zeigen Spuren der Borstenviecher. Vielleicht ist an den Erzählungen von Wildschweinen, Bären, Wölfen und Elchen doch mehr dran als wir gedacht haben. Von unserer Hütte für die Mittagspause ist allerdings wenig zu erkennen - das Hüttenbuch erzählt abenteuerliche Geschichten.



Nachdem wir die Mittagspause genossen haben - notwendig war diese allemal - geht es durch die saftigen Wiesen eines Tales wieder in den dichten Wald.



Auch wenn man meint, dass der Weg an der ein oder anderen Stelle nicht mehr zu kennen ist, so findet man immer wieder die orangenen Wegweise, die sehr zuverlässig den Bohusleden ausweisen.

Die Strecke vor dem Windpark ist eher steinig, felsig und vor allem nur karg bewachsen. Eine surreale Welt, gerade auch als wir in den Windpark einsteigen und dort eine gute Weile durchwandern.



Auf- und Abstiege in der prallen Sonne haben uns mürbe gemacht und wir sind froh als wir in Richtung Lagerplatz kommen.


Eine sehr anstrengende Etappe geht am Ufer des Ekelidvattnet zu Ende. Mit uns zusammen sind bereits zwei Deutsche anwesend - die beiden haben wir auch bereits am Start unserer heutigen Etappen getroffen.


Wir fallen todmüde ins Zelt und schlafen sofort tief und fest.

18.01.2016

#2 | Bohusleden, Dalsland, Värmland - Schweden mit Umwegen


Wir werden vom besten Wetter geweckt. Die Sonne scheint, das Meer rauscht leise im Hintergrund, Strömstad zeigt sich von seiner besten und angenehmsten Seite.

Der erste Weg führt mich zum Coop - Frühstück jagen und den Urlaub mit den entsprechenden Annehmlichkeiten beginnen. Wir hatten bereits am Tag davor rausgefunden, dass der Bus zum Start der Etappe erst gegen Mittag fahren wird und wir damit genügend Zeit haben.

Die Busverbindungen haben wir bereits in Deutschland gecheckt. Wir haben aus diesem Grund auch keine mobilen Endgeräte mitgenommen. Auch das würden wir wieder anders machen, aber im Laufe der Beiträge dazu mehr. Eine sehr gute und vor allem leicht zu nutzende Quelle für die Busverbindungen ist die Webseite Västtrafik.



Da die Busverbindungen bereits klar waren, ging es wie eingangs erwähnt erstmal zum Coop um Frühstück zu besorgen.


Die Sonne machte es uns leicht direkt vor dem Zelt auf sich schnell erwärmenden Boden zu frühstücken.



Bestes Wetter für den Start in den Tag. Die verbleibende Zeit wurde zum Lesen, Sortieren der Ausrüstung und Entspannen genutzt.



Gegen Mittag ging es dann zum Bus. Die Busfahrt selbst war wieder extrem kostengünstig - für beide Personen haben wir nicht mehr als 120 SEK bezahlt. Bei der Verbindung sollte aber darauf geachtet werden, dass ein paar Verbindungen über eine Stunde unterwegs sind. Diese Busse nehmen gleichzeitig die Schüler der umliegenden Schulen mit und verteilen diese quer durch die Einöden. Kein Problem für uns, wir hatten ja Zeit und wollten am ersten Tag nicht wirklich weit laufen.


Der erste Blick in Krokstrand hat uns gleich die Augen für die Natur in Schweden geöffnet. Der tief in das Land ragende Fjord bot eine fantastische Kulisse und wir kamen aus dem Staunen gar nicht mehr raus.



Der Start des Weges versprach die Art von Natur auf die wir uns bereits seit Deutschland gefreut hatten. Dichte Wälder und ein ständiges Auf- und Ab durch die 'Wildnis' Schwedens.


Da muss ich eingestehen, dass wir doch sehr blau-äugig waren und uns die Daten der geplanten Touren vielleicht ein wenig an der Nase herumgeführt haben. Trotzdem wandern wir frohen Mutes vorbei an den Relikten aus dem 2. Weltkrieg und genießen die Natur.




Viel mehr als 5km müssen wir heute nicht laufen, die erste Hütte nach Krokstrand (am See Sandvatten) ist bereits unser Etappenziel - wir laufen den Weg entgegen der "normalen" Richtung. Zu finden ist die Hütte in der Beschreibung zu Etappe 25 der offiziellen Webseite.

Der steinige Weg zur Hütte bietet bereits am Ufer genügend Anlass das klare Wasser zu bestaunen - nahezu Trinkwasserqualität. Die Hütte liegt dabei geschützt am "Ende" des Sees bzw. am Ende des Weges und besitzt sogar eine kleine Außentoilette im Sinne eines Plumpsklos.



Nach einer kleinen Stärkung bauen wir das Camp auf und machen es uns gemütlich. Die Sonne lädt zum Baden ein und wir stürzen uns in die Fluten und waschen die Klamotten aus.




Traumhaftes Wetter versüßt uns den Abend und wir sitzen entspannt in der Hütte, kochen das Abendessen und genießen die Ruhe und Gelassenheit die dieser Ort ausstrahlt.



Im Hüttenbuch finden wir zahlreiche Hinweise auf "die Maus". Gespannt ob es diese Maus wirklich gibt kriechen wir am Abend in das Zelt und schauen was die Nacht so bringt. Die Vorräte bleiben im Rucksack - ein Fehler.




Nachts wache ich durch das leise Knistern und Rascheln auf und bin direkt hellwach. Ich schnappe mir die Lampe und kann noch gerade eben verhindern, dass sich "die Maus" durch unsere Vorräte frisst. Anscheinend müssen die Sachen doch mit in das Zelt. Die restliche Zeit schlafen wir entspannt durch - einzig die vollkommene Stille ist doch noch gewöhnungsbedürftig.

11.01.2016

#1 | Bohusleden, Dalsland, Värmland - Schweden mit Umwegen

2015 sollte es zum Wandern nach Schweden gehen. Wir haben uns bereits früh im Jahr um den passenden Weg bemüht, so dass der Plan für den September schnell fest stand. Der Bohusleden sollte es werden, einsam und natürlich in einer nicht ganz so wilden Umgebung. Geplant wurden die ersten drei Wochen im September, die Touristenhorden sollten bereits weg sein und der Schnee noch nicht vorhanden.

Wir hatten geplant, dass wir uns komplett autark versorgen würden - ein großer Fehler wie sich bald herausstellen sollte.

Nach zwei sehr arbeitsreichen Tagen mussten am Abend noch die Rucksäcke gepackt werden. Die gesamte Ausrüstung war bereits vorher zusammengesucht worden und wartete "nur" darauf in den Rucksack gepackt zu werden. Ein Rucksack mit 75l und der zweite Rucksack mit knapp 60l sollten ausreichen um Nahrung und Ausrüstung für den Urlaub zu beherbergen.

So machten wir uns am Abend gegen 21:00 Uhr an das Packen der Rucksäcke immer mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass es bereits am nächsten Tag um 04:30 Uhr losgehen sollte. Keine passenden Grundstimmung für den Start in den Tag. Daraus kann auf jeden Fall der Schluss gezogen werden, dass in diesem Fall das Packen deutlich zu spät angesetzt wurde.


Wie bereits auf dem Bild zu erkennen ist es doch eine ganz Menge, die da zusammengekommen ist. Ein Wunder, dass das alles in die Rucksäcke gepasst hat. Aber bereits beim initialen Wiegen wurde uns klar, dass die Dinger ganz schön schwer sind - und die Katze wurde bereits zu Hause gelassen.


So ging mein Rucksack ohne Wasser bereits mit knapp 29kg ins Rennen und der zweite Rucksack mit knapp unter 20kg, Erste Zweifel machten sich breit und die Sorgen um das im Vorfeld angeschlagene Knie machten sich bereits im Kopf breit. Von einer langen Radtour war der Oberschenkel in Mitleidenschaft gezogen. Zwar äußerlich und unter leichter bis mittlerer Belastung wieder komplett ruhig blieben doch einige Zweifel. Aber die wurden zuerst einmal zur Seite geschoben, es ging ins Bett - der Zug fuhr schließlich um 04:50 Uhr. Schnell noch das Taxi bestellt und dann das Licht aus.

Der Taxifahrer nörgelte um 04:30 Uhr ein wenig. Seiner Meinung nach könnte er jetzt viel besser Partygruppen fahren und nicht die komischen Leute, die zum Bahnhof wollen. Sei es drum, er hat uns heile zum Bahnhof gebracht - allerdings ohne Trinkgeld. Wir waren 04:40 Uhr am Bahnhof und es ging pünktlich in den Zug nach Hamburg.


In Hamburg angekommen war die Laune auch bereits viel, viel besser. Mit einem schnellen Frühstück ging es dann in den Zug Richtung Puttgarden.


Der Zug war irrsinnig voll, die Menschen haben sich fast gestapelt. Grund dafür - die Flüchtlinge aus Syrien auf dem Weg in eine bessere Zukunft. Wir unterhalten uns mit Händen und Füßen und erleben tolle Momente. Manche Familie ist bereits seit 20 Tagen auf der Flucht und wir fahren in einen 20-tägigen Urlaub. Schwer vorstellbar. Als die Männer mitbekommen, dass wir Deutsche sind ist die Dankbarkeit groß, uns werden Kleidungsstücke gezeigt und es wird berichtet wie herzlich man aufgenommen worden ist. Tolle Momente.





Der Zug fährt in Puttgarden auf die Fähre Richtung Dänemark und wir steigen an Deck um uns den Wind um die Nase wehen zu lassen. Der Urlaub startet für uns jetzt erst richtig durch.

In Kopenhagen haben wir noch einmal kurz Verspätung, leider hat unser Anschluss ein paar Probleme und wir haben noch Zeit in Malmö für das Buchen der Bustickets nach Strömstad und ein wenig Verpflegung.



In Göteborg angekommen geht es auf den letzten Teilabschnitt, die knapp 2.5h Busfahrt nach Strömstad. Mehr als 30€ haben wir für beide Tickets nicht bezahlt und sitzen entspannt in einem leise dahin fahrenden Bus. Uns fallen fast die Augen zu, es ist mittlerweile 19:00 Uhr und wir sind seit 15h unterwegs. Schlussendlich erreichen wir aber im letzten Abendlicht den Campingplatz.


Die erste Nacht in Schweden kann beginnen.